Into Tassen tun

Gedichte
2008

 

Ein (wie alle anderen auch) unveröffentlichtes Buch mit Gedichten, beendet im Februar 2008. 

 

Ziemlich romantisch.
(Dichter- Romantik.)  
Meine Schwäche für diese Zeilen hat sich gehalten. 

 

Der Titel lässt sich u.a. verstehen als eine etwas schmerzliche Parodie auf "Intuition".

 

 

Into Tassen tun

Gedichte
von Klaus Hans Findl

 

2008


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ungeschützte Steinbeißer-

augen

 

vom seidenen

Faden gestreift 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

VOR TROCKENFUTTER

 

 

 

Das wieder verschobene, und
Wiedergezöger -


der keine Nachricht mehr frißt



Von unten die Hunde, sie haben Geduld.



Lass

 

Lass sinken


Im Gleichklang des

Schrumpelns

 

bis, bis
deine Mäuler triefen noch mal 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Stimmen
vor denen ich

drängen herein und

 

in irrem Chor

meine Krücken

zersingend

 

Meine Kehle
geboten bekommend, aufwärts

zur Schwelle
gewendet

 

heben sie an mich zu

füttern

 

mit ihrem Hunger 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nichts flutscht
so frei
aus meinem Bruchstein-Maul

 

wie das hastig geölte

rostige Wort vor
deiner ach
so schmutzfürchtigen Tür 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Halme schaukeln wie im Ferngespräch

 

Die Sonne, unge-

rührt drum welche

Leitungen sie legt

 

zerbrennt, ein Mischapparat, mein Pfötchenspiel

 

Tapsende Schritte auf

dörrigem Land

 

 

Ehmals gefrorne

Exaktheit

 

die zapf ich jetzt anders mit

zitterndem Fell

 

 

Halme

schaukelnd 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Schongang
fließt der Rost
aus den Schicksalsposaunen

 

Die eine Hand am
Geländer
zappeln ver-
wüsten die Bei-
ne versteppend (jetzt freihand!) den schö-

nen sauberen Ton eines Tags

 

 

Doch tönern

doch schönernd

 

fließet der
Rost aus den Schick

salspo
saunen 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wär denn

(nicht doch!) -

 

doch
ein Palast draus geworden?

 

wenn auch
ohne Zentralheizung

mit nassen bröckligen

Wänden aus

behmischer Dorfpappe

 

-

 

Zugewachsen das Gleis

an der Weiche
sitzen und
scheuche husch

 

husch!

 

die fickrigen Glühwürmchen auf 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die lichtbraunen Türen aus

Schlachthausfurnier

 

 

Wie oft wie vereinbart

opernhaft
da durch-
gehetzt

 

Wie
ruckendes Fleisch am Ende als

Wind
ertappt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die ausgezehrten
Köter, kriechend
sich windend vor
den kaspernden Schatten

 

werfen ihre
Nacken dem Katzengold hin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Deine Augen, ja ja versprachen
mir immer besänftigte Scharfkantigkeit

-

bis du dich auf mein

Glatteis rettetest
wo in schneidendem

Ton alles

geritzt war 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Reglos
knieender Gestank

am Weg

 

 

Mein Mischapparat von

Schuld ver
hetzt vorbei

 

 

geruckbremst von
ach geh mir weg von ab

geschmierter Un

Endlichkeit 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Furchtrosig

 

mit der
Nagefeile, schwitzend, von innen die

innerste Zellwand des
Hungers
zu öffnen

 

 

Durch

 

Atmen

 

 

 

In den
Parkbuchten
tollen, galoppeln knochichte

Pferde
hoch aufgeschäumt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

EXKURSION

 

 

 

 

Ein Lied zwo

drei

 

 

Das Kleidungsstück

das Kleidungsstück

fuhr in den Hundsrück

und zurück.

 

 

Die Sohlen die Sohlen

die fuhren
nach Polen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Merke

 

 

Schlechtes Gedicht

predigt Verzicht

 

Gutes Poem
hört sich beqoem

 

an 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weg vom Fenster

 

durchatmen

 

weg von der abschüssigen

Bahn meiner

Steinschmelze

 

Die Peitschen der Meute

erschöpfen sich endlich

in endlich
verkrusteten Händen

 

-

 

 

Mein windiges Herz

unterfüttert
die Lava 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schwenk-Bild

 

 

Im Seitenstreifen der Straße liegt ein

Stock nein, ein Ge-
wehr, als wär ein Zweig auf

gelassen worden, ein

Bericht, abgebrochen. Was jetzt denken ohne fern

zu sehen?

 

Ist da jetzt, weiter weg

eine Wunde, ein

 

Obatzter neben ungeahntem
Gatter, oder hinter
dem Klinker, an dem ich vorbeigeh und der
abgekämpften Frau beim Putzen zuseh, wenn sie blindlings das

Schwein auswischt, mit dem sie lange, so lange
an übel zerkratzter Tafel saß

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alles

spurlos

 

 

vor dem sich eindrehenden

Frühling

 

 

eben

 

gekerbt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Trampelpfad, ey, dieser

Sprache, genick-
starr ausrasierte Flucht

 

-

 

Meine Zunge, manöver-

verölt, wickelt sich
ab-
bittend um den Wegzoll 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einen Ort, den man nicht

betreten kann, wie die Gänge

unter dem Stein, hinter
den jungen Tannen, am Erdwall

 

den beschreibt man auch nicht. Man läßt die Emse sich vom Licht erholen, den Stein

wieder fallen (dann trägt sie den Kokon durch endlos gewundene Gänge unter Tage

immer weiter weg vom so gleißenden Sonnenschein) und folgt selbst dann

den Rufen der Mutter

zum Essen hin. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kinderlied

 

 

Möse möse Buben

formen Herzchen
in den Mördergruben

 

Schreiben einen Schritt ins Gras

Schneiden einen Schnitt durchs Gas

Als wenn ein dumpficht Ferzchen

 

In der Schlange
Am Postschalter versinkt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gloria pecuniae

 

 

 

Wär ich noch öfter, noch weiter

mit geifernder Zunge

sprecheinwärts geflogen, ein

armfuchtelnder Wind-

macher in der Hahnengrube... -

 

Wär ich
jetzt hau die Steine aus deinem

Brett und füll dir

die Taschen damit 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachruf

 

 

 

Die Schildkröte, die Griechin

die äsende, sie
starb mir ohne Namen ein

 

Ein Filmstern, geheuert, knickt sie

ruhigen Rasens die Halme, wo

ich vor ihr am Boden kauere

 

Viele Autogramm hat sie haupterhoben

aufgewogen

 

Neben den Dienstleistungs-
Tomaten an den
begangenen Platten war sie längs ver-

graben, heim

gekehrt, als sie in mich
wieder mal einfiel endlich, die verschorften Au-

gen -

 

Ich beerbe dir, mein kleiner Panzer-
schatz. Ich krieche, mein zartpattener Mischapparat, mähend heuer

im Grasen deiner Schild-
pattfährte

 

Selbander vergeben unseres

Vergessens

 

 

Du Trödellichte 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

IMAGINARIUM, POP

 

 

feststellen man hat ja gar keine

Geschichte weißt
du ich z.Beispiel habe dich
nie auf sich öffnender

Falltür unter der
Straßenlaterne geküßt ich hab nie
frühmorgens dein goldschlafendes
Haar mit meinem Blick gestreichelt während
ich über die Fuselflasche vom Vorabend
gestolpert bin ich bin nie
mit dir
lachend durch den spitzen
Regen gerannt und zwecks
Ekstase stehen geblieben ich hab mir
nie
die Fontanelle an deiner schlecht schließenden
blatternarbigen Tür eingedrückt bis du
tränend aufgemacht hast nie nie-
mals wußte ich mit dir werden
Filme wahr wie ich sie
damals verstand du hast mich nie
gegen die Sonne süß blinzelnd mit Samthand ins

Spätsommerkornfeld geführt ich hab nie
jemals gedacht als du im Schulgang an mir
vorbeigingst die Welt wird mich immer
auffangen weil jemand wie du in ihr bist ich bin
nie und nimmer in
zikadengewärmter toskanischer Nacht mit
Schluchzern zu deinen Engelsfesseln hinab
gesunken ich habe nie
nichts nicht
von deiner Zungen-
färbung verzaubert an deinem Hals die Weiten
Rußlands eingesogen nie und never for ever hat mein Gitarren-

lagerfeuer mir dein bronzenes Lächeln
gegossen und niemals niemals
nulle und nie haben deine nur deine Augen
gesungen, dass du das Tor
der Welt alleine für mich bist

 

 

keine Geschichte also, soweit

so weit

 

geklärt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SYMBOLUM MÄCENUM

 

 

 

Die Neon-Anstalt

 

 

 

Das fahle Gekläff

hinter den Plastiktüren

 

 

Mischapparat macht Anstalten

sitzenzubleiben das
Ersticken des
Singsaugers

abzuhocken

 

Billigurlaub, ja, im Stam-
meln war ja zumindestens geplant

 

so, aufraffen
ja ja
mich anstellen, nicht so, und

Wuff hier
und Wuff

 

im Neonkorridor aller

Anwesenden 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein Lieblingsfremder ist von

gutgebautem Innenraum, eine Armada

 

kleine Tiere ausgerichtet an zwei Magnet-

polen, formieren verschlungen sich und beweg-

lich zu einer mächtigen einladenden

Kathedrale

 

Und die eine große Glocke oben
im Turm klingt sänftelnd, tapsend

und diskret, verglichen
mit dem Wissen darum zu welchem

Getöse sie

im Stande wäre

 

 

 

Dass er zerlegt werden soll, der

wuselnde Fremde, von meiner

Abrißbirne

 

tut seinem
Glanz doch keinen

Abbruch 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dem Tier

 

 

 

Vor
Panorama
balan-
cier ich mein Auge auf
dem gedörrten Peitschenstiel

 

 

eingetränt

 

vom Zug 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ABT.: KLINISCH, REIN

 

 

 

Zur Welt gehören:

 

ein absetziger Blumenstrauß
sechshebig, und Striche, ein ein Dampf-
abzug, matt und gesichert, und Blau-
arbeiter die gabelstapeln sehr schön den
Himmel, eine
Stelze, ein Pfötchen, ein Mischapparat, und Striche, ein Frage-

zeichen auch, vorbei, und ebenfalls
ein Topf
zum Kochen

 

Flugwasser-
zeuge wie opake
Vasen zur Welt gehören

 

und Striche und auch eine

Hundeleine

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Vater ist
Hütehund, im Bette gelegen

 

kommen Gelegenheiten und

und gehen, der Vater, schon

 

ist er ganz
klein, ein Schwund und

Hütehund 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Straße fließt sehr
schön, als ein Ort wo
ein Kreuzgewächs die Autos

fahren, für Be-
gehungen auf Datenbahnen

 

na, hustichter

Dampf

 

Jetzt Esel, doppelt
von zwei Erdnüssen gelockt

 

 

die Reifen jetzt
die abquietschen und

 

dann stehen sie und

 

stehen und 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Tun

 

 

 

Wenn etwa eine Tasse
sich vermehrt, das Tun setzt

oft hintan die Fingerübung

 

gestaucht

triangled

und

 

das Tun

 

mit hoch ge-
knitterter Zeitung am Esstisch das

 

Tuwort

trinken

 

mit dir


da und hier


into Tassen tun 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Idyll

 

 

 

Mein Hirsch-Geweih geht frei
und eng gespitzt, nebst
schwer- und altgetäfeltem Dünnwald

 

Ferngesehen ein schlank ab-

kringelndes Otterngezücht

dadrunter

 

Finanzendienst

 

 

doch drüber weit obend Zoll-

Stock über Methan-
Energie
und

 

wonnig wunderlichtes

 

Geweih 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiß der Großmutter, weiß licht-

bereift brummend, das Stopfei ab-

gekratzt ein Luftzug kalt
vom Dunkelhof, der A B. Der Abtritt

 

des Großvaters Platte, brühwarm

und gestützt mein Mädchen
weißlich die Haare gekrault
von ihrer Hand, die Großmutter weiß

will nicht, muß aber mein

Mädchen ab
gekratzt die Weiß-Aureole, die Hof-

schwärze im Schatten

 

ein Luftzug von dort

hier
in die Grube

 

ein A B 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gesüßte Fluchten, Baby

 

gewendet, kopfab

zum Gelatinemeer

 

Luftige Schwärze, Baby

saugt ein, saugt

angehöhlten
Rinder- und Hasenpöbel

 

 

Wundgechillt, ouh, wund ge-

chillt, auf dem Holz-
bock hängend vor-
preschen stotterig tatternd

vor in ein wut-

verkrustetes Lachen, Baby 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Atemlos pendelt die Luftwaage aus

 

mit letzter Schwäche Bein

und Stein

 

Blindenanstalt

 

-


Peilung

 

 

den verfelsten Chor
in meinem Keller
mit absterbend lässigem Finger zu heben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Komm jetzt oh komm
stock
ter Esel, vom Haken
gezogen, dem er-
schöpften Geschrei, dem ent-

gegenbrandenden „Hab mich
lieb wie ich binnen!“,