"Blickdicht - Union Wahnfried" (Kommunion)


27 Bilder
Öl auf Leinwand
verschiedene Maße
2009

 

Als ich nicht so recht wußte, was ich als nächstes machen sollte, stieß ich auf  das damalige offizielle Foto meiner Kommunion. Ich malte es ab und fand das Ergebnis interessant genug, um im Netz nach den Kommunionfotos anderer Leute als möglichen Vorlagen zu suchen. Man findet sie zu hunderten! 

 

Ich erinnerte mich, wie der Fotograf, der damals meine Bilder machte, eine gewisse Grausamkeit beim Fotografieren entwickelte, die mich als Kind an den Rand der Tränen brachte.

 

Manche hielten diese Gemälde für Kritik an der Kirche (und aus vielen Betrachtern sprudelten persönliche Erinnerungen heraus)
Ich fand es interessant, dass man auf diesen Fotos sieht, wie Kinder von der Macht des Kamerablicks einerseits als narzißtische Objekte aufgeplustert werden sollen, andererseits es eine latente Grausamkeit dieses Blicks gibt, dem die Kinder unterworfen werden. Die Kinder auf meinen Bildern entwickelten sich zunehmend zu böse zurückblickenden Dämonen. Das Unheimliche an ihnen hat auch etwas damit zu tun, dass sich die Insignien, die den Kindern aufgezwungen wurden (Kommunionsausrüstung) sich auf potentiell bedrohliche Weise gegen den Betrachter zu richten beginnen.

 

Die Namen der Bilder haben übrigens nichts mit den realen Vorlagen zu tun, ich habe sie hinterher gefunden. Der (erfundene) "richtige" Name dient - in meiner Wahrnehmung jedenfalls - der Steigerung der Bildwirkung.

 

Zu vielen dieser Bilder schrieb ich nachträglich noch Texte. (Siehe hier)

 

Das Motiv des unheimlichen Kindes zieht sich durch die Kunst- und Filmgeschichte, ebenso wie die Domestizierung und Unterwerfung des Kindes durch die Erwachsenen in vermutlich allen Epochen ein ständiges Thema in immer neuen Gestalten ist. Die Novelle "The turn of the screw" von Henry James ist eines der bekanntesten klassischen Beispiele, und ich erinnere mich, wie sehr mich als Jugendlicher die Verfilmung dieses Textes mit Deborah Kerr, und die unheimlichen Blicke der Kinder darin fasziniert haben.

 

Die Kommunionskerze als assoziative Mischform aus einer Insignie der Initiation, Waffe und Genitalgestalt fing gegen Ende der Serie an, aus den Bildern zu verschwinden. Dies führte zur Serie der Porträts ein Jahr später.

 

"Das fünfte Siegel"

80 x 100 cm

"Ludwig" 

70 x 50 cm

"Cordula und Heinrich"

70 x 50 cm

"Johanna"

40 x 30 cm

"Hermann und Ansgar"

100 x 70 cm

"Bianca"

70 x 50 cm

 

"Lisa"

30 x 40 cm

"Klaus"

40 x 30 cm

"Katharina"

40 x 30 cm

"Karl"

70 x 50 cm

"Roswitha"

40 x 30 cm

"Melanie"

70 x 50 cm

"Margrit II"

40 x 30 cm

"Anfried"

70 x 50 cm

"Claus"

50 x 40 cm

"Jennifer II"

40 x 30 cm

"Jennifer I"

70 x 50 cm

"Andreas"

50 x 40 cm

"Edith"

30 x 40 cm

"Jörn"

40 x 30 cm

"Oswald"

70 x 50 cm

"Maria und Kurt"

70 x 60 cm

"Prinzessin"

40 x 30 cm

"Walther"

70 x 50 cm

"Theresa II"

50 x 40 cm


"Standarte" (Kommunion)

50 x 70 cm

"Theresa I"

50 x 70 cm